Oberleitung
Lange stand ich vor der Frage, ob, und wenn ja, wie ich denn eine Oberleitung auf der Gotthard-Anlage realisieren will.
Dagegen spricht der immense Aufwand, verbunden mit den entsprechenden Kosten, und, dies war eigentlich immer mein grösstes Bedenken, die Unzugänglichkeit der Streckenabschnitte, wenn eine Fahrleitung darüber gezogen ist. Auch gleichen die käuflich erwerbbaren Fahrdrähte (D=0.5mm was im Original 8cm entspricht) eher «Wasserleitungsrohren» denn einem Fahrdraht.
Dafür spricht das Aussehen und die Wirkung, die mit einer Oberleitung erzielt werden kann - die Bilder im Stummi-Forum von der Anlage von «Swissmichel» haben mich schlussendlich zur Überzeugung gebracht, dass auch am Gotthard mit Oberleitung gefahren wird - allerdings funktionslos mit nicht anliegendem Stromabnehmer.
Eigentlich war geplant, für die Oberleitung die SBB-Masten der Firma Sommerfeldt einzusetzen - doch nach der Führerstandsfahrt vom 20.06.2009 und den daraus resultierenden Fotos musste ich feststellen, dass die SBB an der Nordrampe nicht ausschliesslich Sommerfeldt-Masten verwenden.
Also war, ähnlich wie bei den Starkstrommasten, wieder Eigenbau angesagt - mit Hassler-Profilen aus der Bastler-Kiste hab ich mal ein erstes Handmuster erstellt, um zu sehen, ob sich etwas Vernünftiges herstellen lässt - so für den ersten Versuch kann man es durchgehen lassen.
Diese Variante hätte noch den zusätzlichen Vorteil, dass die Kosten recht gering sind - Material ca. 73Rp. ...
Aufgrund eines Threads im Albula-Forum habe ich diese Thematik wieder aufgenommen und eine Spule Draht mit D=0.20mm beschafft, welcher normalerweise bei Drahterosionsmaschinen zum Einsatz kommt.
Dieser Draht ist lötbar, hat eine ausreichende Stabilität und ist in Durchmessern bis zu 0.10mm erhältlich. Auf einer Spule sind so ca. 15km Draht, das sollte für eine durchschnittliche Anlage genügen.
Um das Positionieren des Fahrdrahtes zu vereinfachen werde ich mir noch eine Lehre nach NEM201 anfertigen, auch wird die Maximalhöhe der Stromabnehmer auf 36mm begrenzt werden.
Zum Testen habe ich auf meinem «Photographiergleis» drei Masten gesetzt und ein Fahr- und Tragseil montiert. Hier mal die ersten Eindrücke:
Heute sind auch die bestellten Oberleitungsmasten des Spanischen Herstellers «N-Train» eingetroffen und der erste Eindruck ist äusserst positiv - vor allem die «SBB Masten mit alten Auslegern» bzw. «SBB Masten der Gotthardstrecke» haben es mir angetan.
Auch die Doppelspurmasten sind eingetroffen und brauchen den Vergleich mit den Sommerfeldt-Masten nicht zu scheuen.
Weitere Impressionen der Oberleitungsmasten findest Du hier.
Nachdem ich gesehen haben, was ein MoBa-Kollege in Sachen Oberleitung fertig bringt, bin ich nochmals gründlich in's Grübeln gekommen - ursprünglich wollte ich ja "nur" eine funktionslose Oberleitung erstellen.
Nun habe ich mir Sommerfeldt Profifahrdrähte in allen Längen, die Lehren dazu und die Aufbauanleitung beschafft, um auf einem Probestück und anschliessend auf dem Diorama einen Testaufbau zu machen. Danach werde ich entscheiden (können), welche Variante auf der Anlage dann zum Einsatz kommen wird.
Gemäss Sommerfeldt Aufbauanleitung habe ich auf dem Diorama die Positionen der Oberleitungsmasten festgelegt und (anstelle der Sommerfeldt-Masten) die N-Train Masten 217.xx ("SBB - H-Profil-Masten mit altem Ausleger") verwendet - jetzt bin ich dann gespannt, wie sich der Sommerfeldt-Profi Fahrdraht zwischen diesen Masten macht!
Und das sieht dann so aus:
Damit die Oberleitungsmasten auch auf Strecken mit Steigung/Gefälle im Lot stehen, habe ich mir eine (verstellbare) Bohrlehre angefertigt, mit welcher die Befestigungslöcher lotrecht gebohrt werden können.
Auch im Bereich der Oberleitung gibt es unzählige (kleine) Details, deren Nachbildung ungemein zur vorbildtreue beiträgt. Wie immer im Massstab 1:160 finden sich nicht viele Hersteller, derjenige, den ich gefunden habe (AB-Modell), stellt eigentlich Zubehör für Spur Nm her - da dies aber ausser der Spurweite identisch ist mit meiner - was soll's ...
Ich habe Einiges an Zubehör geordert, welches an der Strecke und in den Bahnhöfen zum Einsatz kommen wird.
Lange habe ich sinniert und viele Varianten ausprobiert - ob überhaupt und wenn ja welche
ich verwenden soll. Bei den Fahrleitungsmasten haben die N-Train Masten wegen ihrer Detailtreue das Rennen gemacht (die Stabilität ist etwas gering; ist aber «verkraftbar»), bei den Fahrdrähten werden es die Sommerfeld Profi-Produkte werden.
Bei den verwendeten Radien auf der Nordrampe können die 145 und 160mm langen Fahrdrähte eingesetzt werden bei einem Mastabstand von 160mm im Aussenbogen.
Die ersten Fahrdrähte sind nun eingetroffen und müssen für den Einbau vorbereitet (entgratet und geschliffen sowie farblich nachbehandelt) werden.
Obwohl der Abschnitt «Leggistein» auf dem 100er Gleis bereits «verdrahtet» ist, wird der Entscheid betreffend den Oberleitungsmasten nochmals überarbeitet.
Die Stabilität der N-Train Masten (und da vor allem der Sockelbereich) lässt schon etwas zu wünschen übrig und der Sommerfeldt-Fahrdraht kann nicht angelötet sondern muss mit Sekundenkleber geleimt werden - ziemlich fummlige Angelegenheit ...
Heute sind die ersten Muster der «Gotthardmasten» von MicroScale, basierend auf Sommerfeldt-Produkten, eingetroffen - die Dinger machen optisch (verglichen mit den Original Sommerfeldt SBB-Masten) schon was her - Hut ab! Und die Festigkeit (da mit M2-Gewinde versehen) - kein Vergleich mit N-Train!
Im Bahnhofsbereich von Göschenen und Wassen sowie natürlich im Gleisvorfeld des Depots Erstfeld sind sie nicht wegzudenken - die Gleisfeldleuchten, welche zu später Stunde die Gleise meist in ein «surreales» Licht tauchen.
Im Modell habe ich nun eine Muster-Gleisfeldleuchte zum Testen erhalten mit «weissem» Licht - ich denke, das «gelbe» Licht (=LED) kommt dem Vorbild doch näher.
Pünktlich sind zum Jahresende nun auch die ersten 22 Gotthardmasten von MicroScale eingetroffen - damit wird das 100er und 200er Gleis im Leggistein aus- bzw. umgerüstet (siehe auch hier).
Die Stromabnehmer sind im Normalfall in der Höhe durch den Fahrdraht begrenzt und werden durch die Federkaft an denselben angepresst. Oft sind aber die Federn zu stark und drücken einen vorbildlich (dünnen) Fahrdraht zu fest nach oben - ausserdem darf die Unterseite des Fahrdrahtes absolut keine Grate aufweisen.
Da ich aber ohnehin ohne anliegenden Stromabnehmer fahren will muss dieser in der Höhe begrenzt werden - am Besten so, dass er ca. 2mm unter dem Fahrdraht zu liegen kommt.
Felix Geering hat dazu auf seiner Webseite eine ausgezeichnete Anleitung, auf welcher basierend ich meine Tests gestartet habe:
Der Papierstreifen hätte zwar genau die richtige Dicke, ist aber sehr fummlig zu positionieren. Das Polystyrol und der Kupferstreifen können zwar gut eingeschoben werden (genug Steifigkeit), stehen aber an den Positioniernocken an. Der U72-Draht kann neben den Positioniernocken vorbei geschoben werden, muss aber befestigt werden, was mît UV-Kleber problemlos klappt.
Eine erste Lokomotive ist nun mal so modifiziert und die Praxis wird zeigen, ob es die richtige Lösung für mich ist.
Einige Loks sind nun umgerüstet, dabei habe ich festgestellt, dass das Einschieben der Distanzplatten der Stromabnehmer die Höhe sehr unterschiedlich ausfallen kann. Gleichzeitig ist mir eine neue Variante der Höheneinstellungen in den Sinn gekommen.
Die Befestigungsschraube ist genau unter der Lasche des Stromabnehmers, welche die Höhe begrenzt - anstelle, dass ein Distanzplättchen eingeschoben wird hat eine längere Schraube (blau) dieselbe Wirkung. Wird die Schraube nicht mehr zur Befestigung benötigt (Stromabnehmer wird oben mit UV-Kleber befestigt) sondern bleibt beweglich, kann die Höhe auch nachträglich «stufenlos» eingestellt werden.
Für diese Variante habe ich je ein Windeisen, eine Filière und zwei Gewindestangen Messing mit M1.6 angeschafft - nachdem nun auch die Gewindestangen eingetroffen sind habe ich eine erste Lok so ungerüstet.
Die Schraube wird ersetzt durch eine 5mm lange M1.6-Gewindestange, welche den Stromabnhmer auf der korrekten Position arretiert. Da nun die Befestigungsschraube fehlt, wird der Stromabnehmer oben auf dem Dach mit UV-Kleber fixiert.
Als Vergleich ein Bild mit einem präpariertem und Original-Stromabnehmer. Zusätzlich habe ich noch (als Ersatzteil) Stromabnehmer der neuen Re6/6 bestellt - diese sind nun aus Kunststoff, sehr filigran und die Wippe ist viel schmäler - diese passen auch perfekt auf die «alten» Re6/6.