Bei den heutigen Lasten genügt oft eine Lok nicht mehr - diese vermag zwar die Last zu ziehen, aber die Kupplungen halten die Belastung nicht aus und würden reissen. Daher werden verschiedene Techniken eingesetzt, um dennoch die Züge nicht trennen zu müssen.
Einem schweren Zug kann über die Steilrampe ein zusätzliches Triebfahrzeug als vollwertige Traktionshilfe vorgespannt werden. Es ist nicht an die Vielfachsteuerung angeschlossen oder besitzt keine entsprechende Ausrüstung. Deshalb wird es von einem eigenen Lokführer gesteuert. Vorspanndienste sind inzwischen im täglichen Betrieb selten geworden, da die modernen Loks alle über Vielfachsteuerungen verfügen. Gelegentlich kommt es auch zu Vorspann-Einsätzen von Ae6/6 oder von historischen Triebfahrzeugen.
Vorspanndienst | ||
Anhängelast 1300 Tonnen | Zuglok - Vorspannlok |
Einer Zuglok dürfen maximal drei zusätzliche Loks mitgegeben werden. Sie werden an die Vielfachsteuerung gekuppelt und von einem einzigen Lokführer fernbedient. Dabei sind maximal 20 arbeitende Fahrmotoren zulässig.
Beispiele sind die häufig auf der Gotthardstrecke verkehrenden Doppeltraktionen Re10/10 (Re6/6, Re4/4 II und Re4/4 III) vor langen Güterzügen oder zwei Re4/4 II vor einem schweren Schnellzug. Die Mehrfachtraktion wird auch zur Überführung von Triebfahrzeugen benutzt.
Die Lokpaare Re10/10 pendeln in der Regel zwischen Arth-Goldau und Bellinzona sowie zwischen Basel und Chiasso. Die Züge von DB Schenker verkehren gewöhnlich mit einer Lok der Baureihe 185 bis/ab Erstfeld. Über die Rampe kommt dort eine zweite Lok des gleichen Typs hinzu, die dann bis Chiasso durchläuft. Ist aus Gewichtsgründen ein Schiebedienst notwendig, dann kommt diese Maschine von Erstfeld bis Rivera-Bironico (Ceneri) zum Einsatz. Sie kehrt anschliessend wieder nach Erstfeld zurück.
Mehrfachtraktion | ||
Anhängelast 1400 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |
Lokzug | |
Überführung von Triebfahrzeugen Vielfachsteuerung |
Auf den Gotthard- und Ceneri-Rampen dürfen Schiebeloks wegen der Radien und der in den Kurven liegenden Weichen grundsätzlich nur 300t Last nachschieben. Für diesen Dienst können beliebige Loktypen eingeteilt werden. Die am Schluss der Güterzüge angekuppelte Lok erhält mittels Schiebedienstfunk Informationen von der Zuglok über Geschwindigkeitsänderungen (Langsamfahrstellen, Haltesignale, Spurwechsel usw.). Der dort arbeitende Lokführer muss sicherstellen, dass die Zughakenlast für die an der Spitze arbeitenden Triebfahrzeuge innerhalb des erlaubten Wertes bleibt. Auf diese Weise dürfen zwischen Erstfeld und Göschenen oder zwischen Bellinzona und Chiasso maximal 1700t schwere Züge befördert werden. Auch beim Schiebedienst gab es schon erfolgreiche Versuche mit der Funkfernsteuerung.
Die Schiebelok wird in der Regel in Göschenen abgehängt und kehrt dann in Alleinfahrt zum nächsten Einsatz nach Erstfeld zurück. Eine Ausnahme sind die Güterzüge von BLS Cargo, wo die Schiebedienste planmässig zwischen Erstfeld und Rivera-Bironico (Ceneri) durchlaufen. Auf den Talfahrten kann die am Schluss laufende Lok dank der Rekuperationsbremse Strom erzeugen und in die Fahrleitung zurückspeisen. Wegen geringerem Frachtaufkommen müssen Schiebelok-Einsätze in der Süd-Nord-Richtung nur ganz selten angeordnet werden.
Schiebedienst | |||
Schiebelok Schub max. 300 t |
Anhängelast 1700 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |
Eine oder mehrere Lokomotiven werden auf eine besonders schwere Züge verteilt, um die Zughakenlast auf den erlaubten Wert zu reduzieren. Dabei werden alle Triebfahrzeuge auf ihre maximale Zugkraft belastet. Je nach Anhängelast und geforderter Leistung teilte man Krokodile, Ae6/6, Re6/6 oder Re4/4 II ein.
Dieser Dienst ist nur auf den Bergstrecken Gotthard, Ceneri und Lötschberg zugelassen. Die Zwischenloks müssen von Lokführern bedient werden. Eine Vielfachsteuerung mittels Verbindungskabel ist technisch möglich, kam aber wegen fehlender Übertragungsleitungen in den Güterzügen praktisch nie zum Einsatz. Beim Zwischendienst sind maximal 2000t Zuggewicht zulässig.
In einer Versuchsphase wurden Re460 zusammen mit speziell eingerichteten Huckepack-Zügen in Fahrt gesetzt. Bei künftigem Bedarf würde die bereits betriebstauglich entwickelte Funkfernsteuerung den Zwischendienst vereinfachen. Das Ein- und Ausreihen der Zwischenloks ist zwar noch vorgesehen, wird heute aber aus zeitlichen und personellen Gründen nicht mehr angewandt.
Zwischendienst | ||||
Hinterer Zugteil Anhängelast 1400 Tonnen |
Zwischenlok |
Vorderer Zugteil Anhängelast 600 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |
Als Zusammenfassung hier noch die Übersicht aller Traktionsarten an der Gotthardrampe inklusiv der Normaltraktion:
Normaltraktion | ||
Anhängelast 800 Tonnen | Zuglok |
Vorspanndienst | ||
Anhängelast 1300 Tonnen | Zuglok - Vorspannlok |
Mehrfachtraktion | ||
Anhängelast 1400 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |
Schiebedienst | |||
Schiebelok Schub max. 300 t |
Anhängelast 1700 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |
Zwischendienst | ||||
Hinterer Zugteil Anhängelast 1400 Tonnen |
Zwischenlok |
Vorderer Zugteil Anhängelast 600 Tonnen |
Zuglok - Zuglok Vielfachsteuerung |